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Allgemeines => Restaurierungsberichte => Thema gestartet von: MANfriend am 06.04.2020, 09:59:42

Titel: Restaurierung C40 A in Bayern
Beitrag von: MANfriend am 06.04.2020, 09:59:42
Hallo,

nachdem ich schon jahrelang mitlese und auch schon zwei kleine Fragen hier im Forum gestellt habe, möchte ich mich und mein Projekt hier jetzt auch mal "offiziell" vorstellen. Ich heiße Andreas, komme aus Bayern (zwischen Chiemsee und Waginger See), bin 45 Jahre alt und habe mir vor 2 1/2 Jahren einen C40 A aus Belgien gekauft. Hier ein paar Bilder, wie er inseriert war:
Titel: Re: Restaurierung C40 A in Bayern
Beitrag von: MANfriend am 06.04.2020, 10:24:37
Der C 40 A wurde ohne Wasserpumpe verkauft, lt. Verkäufer ging die Wasserpumpe vor 25 Jahren kaputt und seit dem stand der MAN ohne Wasserpumpe rum. Mittlerweile hat der MAN wieder eine Wasserpumpe ( Magne sei Dank ) mit einem neuen Schaufelrad aus Alu.
Titel: Re: Restaurierung C40 A in Bayern
Beitrag von: MANfriend am 06.04.2020, 10:34:58
Außerdem war, als ich ihn gekauft habe, die Schaltung fest, man konnte keinen Gang einlegen. Nachdem ich Kraftheber und Getriebedeckel abgebaut hatte, habe ich die Schaltstangen gereinigt. Das Getriebe selbst sah noch gut aus, die Zahnräder ließen sich leicht verschieben.
Titel: Re: Restaurierung C40 A in Bayern
Beitrag von: MANfriend am 06.04.2020, 10:41:28
Auf Anraten von Herrn Streiber, baute ich den Zylinderkopf ab und zog die Kolben. Herr Streiber ließ die Kolbennuten verbreitern und setzte breitere Kolbenringe ein. Hier ein paar Fotos, bevor die Kolben ausgebaut wurden:
Titel: Re: Restaurierung C40 A in Bayern
Beitrag von: MANfriend am 06.04.2020, 10:46:03
Die Pleuellager habe ich nicht getauscht, nachdem sie noch gut aussahen und für mich auch kein Spiel erkennbar war:
Titel: Re: Restaurierung C40 A in Bayern
Beitrag von: MANfriend am 06.04.2020, 10:59:55
Den Zylinderkopf gab ich weg zum Einfräsen der Ventile. Nachdem ich nun den MAN schon so weit demontiert hatte, entschied ich mich, die Lackierung wieder auf grün umzustellen. Hier ein paar Fotos vom Lackieren:
Titel: Re: Restaurierung C40 A in Bayern
Beitrag von: MANfriend am 06.04.2020, 11:02:59
Mittlerweile sieht der MAN so aus:
Titel: Re: Restaurierung C40 A in Bayern
Beitrag von: MANfriend am 06.04.2020, 11:27:59
Nachdem ich nun den Motor wieder in Betrieb nehmen wollte, habe ich folgendes Problem: Der Motor spring nur nach sehr langem Anlassen widerwillig an und läuft dann (nach ein paar Minuten) sehr unruhig im Stand. Von den vier Abgas-Anschlüssen am Motorblock, bleibt einer relativ kalt (der erste, vom Lenkrad aus gezählt). Außerdem habe ich das Gefühl, dass sich im Kühlwassersystem ein hoher Druck aufbaut. Das Wasserrohr außen, oben über dem Abgastopf bekam einen Riss und das Wasser sprühte in feinem, scharfen Strahl auf den Abgastopf. Außerdem kam unter dem Kühler relativ viel Wasser raus (vermutlich über das Überlaufrohr). Was kann das sein?
Ich vermute eine Undichtigkeit am Dichtkonus der Einspritzdüse des ersten Zylinders (ich habe alle Kupfer-Konusse nicht gewechselt sondern nur auf Rotglut erhitzt und wieder verwendet). Aber dann würde ja der Druck nicht in das Kühlwassersystem gehen oder?
Was würdet ihr mir empfehlen. Für jeden Tipp aus dem Forum bin ich sehr dankbar.

Viele Grüße
Andreas
 
Titel: Re: Restaurierung C40 A in Bayern
Beitrag von: Wipf9 am 06.04.2020, 12:58:55
Zylinderkopfdichtung? anders kann eigentlich kein Druck ins Kühlsystem kommen...  Und wegen Start: Förderbeging der ESP kontrollieren (ich denke 41,5° vor OT...) Macht viel aus. Und 9V-Anker im Anlasser - das wirkt Wunder, hab ich auch jetzt LG Wilfried
 
Titel: Re: Restaurierung C40 A in Bayern
Beitrag von: Tom AS542A am 06.04.2020, 14:16:31
Buchsen nicht erneuert?
Titel: Re: Restaurierung C40 A in Bayern
Beitrag von: Wipf9 am 06.04.2020, 15:35:06
Wenn Buchsen verschlissen müsste schlechte Kompression sein - messen am besten. hat aber nix mit Kühlsystem zu tun, würde höchstens Druck im Kurbelgehäuse geben und über Motorentlüftung abblasen. Es würde aber auch Startschwierigkeiten erklären
Titel: Re: Restaurierung C40 A in Bayern
Beitrag von: MAN-fantast am 06.04.2020, 18:49:32
Hallo Andreas,

erstmal Glückwunsch zum sauberen Ergebnis der Restauration!  Ich würde als erstes das Thermostat checken, der Pfeil muß in Richtung Kühler zeigen, sonst kann man solche Symptome erleben....
Titel: Re: Restaurierung C40 A in Bayern
Beitrag von: MANfriend am 06.04.2020, 19:50:04
Hallo,

@Tom AS542 A: Nein, die Buchsen wurde nicht erneuert, nur ein mit einer "Heimwerker" Hohnbürste behandelt. Aber der erste Zylinder wurde nicht anders behandelt als die anderen, trotzdem zündet er anscheinend nicht mit, obwohl die anderen drei Zylinder den Motor auf gute Drehzahlen bringen.

@Magne: Habe gerade eben das Thermostat kontrolliert, die Richtung stimmt. Ich werde morgen das Thermostat ausbauen und nur ein Stück Schlauch zwischen Motor und Kühler einsetzen, um hier ein Problem auszuschließen.

@Wipf9: Ich werde morgen bei dem ersten und zweiten Zylinder die Kompression messen und schauen, ob ich hier Unterschiede habe. Ich hoffe mein gebastelter Druck-Abnehm-Adapter für das Druckmessgerät funktioniert soweit.

Vielen Dank schon mal für eure Tipps. Ich halte euch auf dem Laufenden...

Grüße
Andreas
Titel: Re: Restaurierung C40 A in Bayern
Beitrag von: Bastian am 06.04.2020, 21:00:56
Hallo , das mit  neue Kolbenringe  auf  gelaufener Büchsen  taucht im praxis nicht ,   verschleissteile sollte mann immer neu austauschen also  neu auf neu laufen lassen .
Titel: Re: Restaurierung C40 A in Bayern
Beitrag von: MANfriend am 07.04.2020, 12:01:00
Hallo,

heute habe ich mit meinem  selbstgebastelten Adapter die Kompression des ersten und zweiten Zylinders gemessen. Demnach ist der erste von der Kompression sogar noch etwas besser als der zweite. Ich habe auch die beiden Einspritzdüsen um 180 Grad verdreht auf die Zuleitung geschraubt (so dass sie nach oben sprühen) und das Spritzbild verglichen. Für mich sahen beide Spritzbilder gleich aus (davon habe leider kein Foto).

Ich weiß jetzt noch nicht was ich mit dem Motor weiter mache. Erst werde ich mich mal um die undichten Stellen im Kühlerkreislauf kümmern und die Bremsgestänge so einstellen, dass ich auch bremsen kann.

@Bastian: Wäre es für mich als Nicht-Profi machbar gewesen, die trockenen Zylinderbuchsen des D 9614 M2 zu wechseln?

Grüße
Andreas
Titel: Re: Restaurierung C40 A in Bayern
Beitrag von: RMW-Gerhard am 07.04.2020, 14:28:38
Hallo Andreas,

zunächst mal meinen Glückwunsch zu dem schicken MAN. Da hast du viel Arbeit investiert...und nun kommt so ein Rückschlag.
Aber tröste dich, das haben viele von uns schon so erlebt.

Was hattest du außer den Kolben und Kopf noch demontiert?
War die EP ausgebaut?
Hattest du von den Steuerrädern was abgebaut?
Ist die Kopfdichtung richtig montiert?

Für eine momentane Bestandsaufnahme hätte ich die Kompression an den anderen beiden Zylindern auch gemessen.
Wenn ich es richtig auf deiner Diagrammkarte erkennen kann, liegen die Werte bei Zylinder 1 = knapp 24 bar, bei Zylinder 2 = 22 bar.
23 bar gilt bei diesem Motor als "schlecht," 28 bar als "gut."
Wenn die anderen Zylinder ähnlich niedrige Werte haben, könnte hier der Grund für das relativ schlechte Startverhalten liegen.
Mach vielleicht nochmal eine Druckverlustprüfung, vielleicht kann dir eine Werkstatt so ein Gerät mal ausleihen.
Im Übrigen bin ich auch kein Freund vom nur Erneuern der Kolbenringe. Der obere neue Ring kann leicht Schaden nehmen in der alten Buchse.
Nun wünsche ich dir die nötige Ruhe das Problem anzugehen, du wirst irgendwann mit einen herrlichen 4 Zylinder Sound belohnt werden.

Gruß
Gerhard




Titel: Re: Restaurierung C40 A in Bayern
Beitrag von: Jacoby am 07.04.2020, 16:43:09
Hallo Glückwunsch zu der tollen Restauration deines MAN. Ich möchte dich ermuntern die Büchsen selbst zu "ziehen" Ich habe es als Laie auch geschafft. (Motor 8814, nasse Büchsen) Allerdings solltest du einen Büchsenzieher haben oder ausleihen. Wurde im Forum schon beschrieben wie sowas aussieht. Mit neuen Gummiringen und schmieren hat es bei mir gut geklappt, die neuen Büchsen (alles von Bastian gekauft)  wieder einzubauen. Gruß Jacoby
Titel: Re: Restaurierung C40 A in Bayern
Beitrag von: MANfriend am 07.04.2020, 21:56:54
Hallo,

vielen Dank für die Glückwünsche.

@Gerhard: Ich hatte vom Motor nur die Kolben und den Zylinderkopf abmontiert. Die Steuerräder und auch die Einspritzpumpe habe ich nicht angerührt. Die Einspritzdüsen hatte ich zum Landmaschinentechniker gegeben, aber mir wurde gesagt, dass der Druck und das Spritzbild bei allen passte und nicht verändert werden musste. Ich denke schon, dass ich die Kopfdichtung richtig verbaut habe, ich hab mich auch an die Anleitung und an die Drehmoment-Vorgaben gehalten. Gibt's beim Montieren der Kopfdichtung eine Falle?

Ich bin mir nicht sicher, ob mein Adapter für den Kompressionsschreiber so gut ist und nicht leicht undicht.
Wie sehen den eure Adapter für die Kompressionsmessung aus?

Vielen Dank.
Grüße
Andreas
Titel: Re: Restaurierung C40 A in Bayern
Beitrag von: Wipf9 am 08.04.2020, 08:37:41
Hallo, ich will hier keine neue Diskussion lostreten.... Aber die Entscheidung ob man den Motor komplett neu mach oder nicht hängt immer davon ab: wie lief das Aggregat vorher und was möchte ich danach mit dem Traktor tun....
Mein C40A (siehe Restaurationsbericht) war 35Jahre mit einem Atlas-Bagger verheiratet. Er lief (Start aber mit Spray). Nachdem ich die Kolben gezogen hatte sah man wie üblich gebrochene obere Kolbenringe. Da bin ich auch mit Rücksprache Hr. Streiber zu neuen breiteren Kolbenringen gekommen. Wichtig ist dann aber die Büchsen zu bearbeiten (Flexhohn usw) . Es darf kein Fühlbarer grat am Umkehrpunkt mehr zu fühlen sein sonst brechen wie berichtet die neuen auch schnell wieder. Mein MAN muss pro jahr 10-20h laufen - das macht er auch mit den Alten Büchsen noch lange. Die Kompression hab ich auch nur mit "Muskelkraft" gemessen. bei knapp 20 bar kann man das Gerät dann aber nicht mehr halten - da es bei allen Zylindern so war hat mir das ausgereicht. Einspritzdüsen habe ich von 200bar auf 190 reduzieren lassen (Bosch-Dienst meinte das oft die ESP den Druck nicht mehr sauber her bekommen und da gibt es ja leider keine Teile mehr) und den Förderbeginn kontrolliern. Dass mein Anlasser schon Jahre gerutscht hatte (am Ritzel) und daher viiiiel zu langsam drehte habe ich leider erst sehr Spät bemerkt durch Fa. Breuer- der Überholte "Schnelldreher 9V" macht Startspray überflüssig da er den Motor fast auf Leerlaufdrehzahl beschleunigt (Bissl übertrieben....)  Die neuen Ringe müssen sich natürlich auch noch einlaufen - nach den ersten 20h hab ich ihen dann auch mal belastet mit Spaltautomat usw. Danach alles Gut! Vile Erfolg....
Titel: Re: Restaurierung C40 A in Bayern
Beitrag von: MANfriend am 19.04.2020, 11:10:46
Hallo,

ich wollte euch auf dem Laufenden halten: Ich habe den Kühler abgedichtet (mit Lötkolben, Elektronik-Lötzinn und noch Dichtmasse für die Löcher, wo ich mit dem Lötkolben nicht hinkam). Anschließend habe ich nochmal die Zylinderkopf-Schrauben nachgezogen auf das obere Ende des Drehmomentbereichs (180 Nm). Jetzt hat der Motor mit den neuen Kolbenringen ca. 3 Betriebsstunden drauf und das Anlassen ist schon viel besser geworden. Bei diesen Temperaturen springt der kalte Motor nach ca. 10 Umdrehungen an, läuft ca. 10-20 Sekunden auf zwei bis drei Zylindern und ist ab einer halben Minute einsatzbereit. Der Druck im Kühlwasser-Rohr ist weg. Bei warmen Motor springt er sofort an.

Ich denke die neuen Kolbenringe brauchen wahrscheinlich einfach Betriebsstunden um sich einzulaufen.

Im Standgas läuft er ziemlich unruhig, ich hab von einem Freund gehört (der hat einen AS 440), das das bei ihm auch so ist. Ist vielleicht an der Einspritzpumpe etwas einzustellen?

Unten ein Foto von meinem ersten Ausflug.

Nun noch eine Frage: Es ist der Bosch Kraftheber BG 825 verbaut. Ich hatte probehalber eine Forstseilwinde angebaut (400 Kg). Diese wird im Standgas nicht angehoben, mit mittlere Drehzahl wird sie angehoben, aber sobald das Hydrauliksteuerventil schließt, sinkt sie mit ca. 0,5 cm pro Sekunde. Ist dies normal? Sollt hier eine neuer Nutring verbaut werden?

Viele Grüße und nochmal Danke für eure Tipps
Andreas
Titel: Re: Restaurierung C40 A in Bayern
Beitrag von: MDM5 am 19.04.2020, 11:58:10
Hallo Andreas,

mein 440er hat auch die "Unruhe im Standgas" lief aber sonst ganz ok, habe mir nichts weiter dabei gedacht.
Beim Ausbau der Düsen sah man das diese schon schwer verdreckt waren, ich habe sie überprüfen lassen, dabei wurde mir vom Fachdienst geraten unbedingt die Pumpe auch durchsehen zu lassen.

Ich habe zuerst gedacht "für was?" habe dann die Pumpe aber doch vorbeigebracht, das Ergebnis war sehr ernüchternd:
Ein Pumpelement hat geklemmt ein anderes war schwergängig, außerdem war die Pumpe total dejustiert (einer der Vorbesitzer hatte sich daran als "Tuner" versucht )

Wenn du jemanden hast der sich damit auskennt kann ich nur dazu raten.


grüße

manni